„Wer sind eigentlich unsere Azubis?“
„Wie können wir Sie motivieren?“
Selbst wenn sich nicht alle Menschen über einen Kamm scheren lassen, so es gibt doch Rahmenbedingungen, die eine jeweilige Generation prägen.
Grundsätzlich sind Menschen unterschiedlich und nicht nur verschiedene Generationen weisen unterschiedliche Werte, Bedürfnisse und Verhaltensweisen auf.
Das ist dann meist der Punkt, an dem Klischees aufkommen wie:
- „Die Azubis heutzutage sind nicht motiviert.“ oder
- „Die fordern nur, sind jedoch nicht bereit auch etwas zu geben.“ oder
- „Auszubildende sind nicht mehr bereit für das Unternehmen etwas zu leisten, sondern machen pünktlich Feierabend und interessieren sich mehr für das Privatleben als das Geschäftliche.“
Doch gerade weil die „Generation Z“ jetzt eine zentrale Rolle auf dem Arbeitsmarkt spielt und auch die Generation sein wird, die künftig in unseren Unternehmen die Entscheidungen treffen wird, ist es umso wichtiger, die Potenziale unserer Auszubildenden aufzudecken. Sie gezielt zu entwickeln und dann langfristig an das Unternehmen zu binden.
Unsere oftmals überholten Vorstellungen, sind jedoch eine ziemlich große Falle. Denn wenn wir die Auszubildenden und jungen Talente im Unternehmen in einem generell negativen Licht betrachten, zahlt genau das auf das Gegenteil der Entwicklung von Potenzialen ein. Glauben Sie nicht, die Auszubildenden würden nicht bemerken, was Sie insgeheim von Ihnen halten.
Wer ist diese „Generation Z“ überhaupt? Wie Sie sicherlich wissen, werden als „Generation Z“ diejenigen bezeichnet, die nach 1995 geboren sind. Diese jungen Menschen sind mit dem Smartphone und mit dem Internet aufgewachsen. Sie werden auch als „Digital Natives“ bezeichnet.
Besonders bei ihren Eltern konnten unsere Auszubildenden beobachten, wie auch nach der Arbeitszeit oder am Wochenende noch E-Mails mit dem Smartphone beantwortet wurden. Genau das, kommt für sie jedoch nicht mehr in Frage. Lebenslustmaximierung steht im Vordergrund.
Sie dürfen nicht erwarten, dass die Auszubildenden und jungen Fachkräfte am Wochenende arbeiten, denn wenn Sie das voraussetzen, werden Sie enttäuscht werden. Während ihren Arbeitszeiten, machen sie jedoch einen guten Job. Die jungen Menschen wollen Leistung bringen. Sie wollen gut sein. Sie machen vielleicht pünktlich Feierabend, doch sie wollen ihren Beitrag zum Unternehmenserfolg leisten.
Azubis von heute möchten nicht weniger arbeiten, sondern anders
Was wir jedoch anerkennen dürfen, ist, dass sie anders arbeiten wollen, als wir das selbst vielleicht noch gewöhnt sind. Nicht weniger, sondern anders!
Daher birgt diese junge Generation auch ganz große Chancen, wenn Unternehmen dazu bereit sind, in den Dialog zu treten und die Unterschiede zu nutzen, statt zu verurteilen.
Gerade weil unsere Auszubildenden bereit sind über den Tellerrand zuschauen, ist die „Generation Z“ zum Beispiel sehr innovativ. Sie sind es gewohnt schnell und flexibel zu agieren, da was heute noch aktuell ist, es morgen womöglich nicht mehr sein wird. Diese Qualität erlaubt es auch Unternehmen in ihrer Organisation agiler und unkomplizierter zu werden.
Wenn es Ihnen gelingt, Ihr Unternehmen mit einer ganz gezielten Vision zu positionieren und diese Werte nicht nur in den Unternehmensleitlinien zu deklarieren, sondern ganz bewusst zu leben, gibt das den Auszubildenden den Rahmen, an dem sie sich orientieren können. Sie haben dann das Gefühl, mit ihrer Arbeit einen wertvollen Beitrag zu leisten. Durch diesen Beitrag und mit einer Vision, für die sie sich begeistern können, bleiben Ihre Auszubildenden auch mit bestandener Abschlussprüfung gerne Ihrem Unternehmen treu. Zusätzlich werden Ihre Auszubildenden mehr geben, als Sie von ihnen erwarten.
Doch vor allem gilt: Unsere Auszubildenden wollen verstanden werden. Verständnis, Wertschätzung und dem Ausbildungsstand angepasste Freiräume sind wesentliche Kriterien.
Regelmäßiges Feedback und auch mal ein Lob
Zur Wertschätzung gehört auch eine regelmäßige Rückmeldung. Sie sollten nicht vergessen, dass Ihre Auszubildenden mit sozialen Netzwerken aufgewachsen sind. Viele schreiben lediglich einen „Post“ auf Instagram, um Bestätigung zu bekommen. Ein Herzchen oder eine andere Reaktion, ist jedes Mal eine kleine Belohnung. Wenn dieses Lob dann im Ausbildungsalltag ausbleibt, fehlt natürlich etwas. In ihrem privaten Umfeld bekommen sie ständig Lob, im Sinne von Feedback als Reaktion auf ihre Beiträge in den sozialen Medien und am Arbeitsplatz passiert nichts. Das führt zu Demotivation.
Doch gerade die so wichtige Wertschätzung und ehrliches Lob, sind für uns Ausbilderinnen und Ausbilder nicht immer einfach. Der Grund dafür ist meist ganz simpel: denken Sie kurz an Ihre eigene Ausbildung. Wurden Sie oft für Ihre Leistung gelobt? Haben Sie regelmäßiges Feedback und Rückmeldungen erhalten? Fühlten Sie sich auch als Person wertgeschätzt?
Was wir selbst durch unseren ausbildenden Personen vorgelebt bekommen haben, übertragen wir nun meist auf die Menschen, mit denen wir es zu tun haben: unsere jetzigen Auszubildenden.
Ein Lob ist etwas völlig anderes ist als eine Rückmeldung. Eine Rückmeldung, muss nicht positiv sein. Auch, dass Sie mit etwas nicht zufrieden sind ist ein Feedback. Es geht dabei ebenfalls um die Verbesserungen der Leistungen der Auszubildenden.
Eine ehrliche Leistungsbereitschaft entsteht bei Auszubildenden jedoch nur, wenn sie regelmäßiges Feedback bekommen. Doch das ist genau das, was die junge Generation ohnehin fordert: In ihrer Person wahrgenommen zu werden und einen regelmäßigen Austausch. Mit regelmäßigen Rückmeldungen, haben unsere Azubis die Chance zu wachsen und besser zu werden.
Inspiration gibt Führung
Es ist wichtig, dass wir als Ausbilderinnen und Ausbilder unsere Azubis inspirieren. Wenn die jungen Menschen diese Orientierung von Ihnen nicht bekommen, entsteht daraus Illoyalität. Wenn Sie als Führungskraft den Auszubildenden nicht vorleben wie es gemacht wird, warum sollten die Auszubildenden Ihnen dann glauben?
Weil Sie es ihnen sagen? Sicherlich nicht. Die Zeiten sind endgültig vorbei.
Um das zu erreichen, müssen wir authentischer, greifbarer und echter werden. Wenn Sie es richtig anstellen, haben Sie nach der Ausbildung Fachkräfte zur Verfügung, welche die Werte des Unternehmens überzeugend leben. Hinzu kommt, dass Sie diese Fachkräfte dann langfristig weiter zu Ihren nächsten Führungskräften entwickeln können.
Delegieren Sie daher bereits in der Ausbildung Aufgaben, die von den Auszubildenden eigenverantwortlich übernommen werden können. Delegieren Sie diese Aufgaben dann, wenn die jungen Menschen dazu bereit sind sie zu übernehmen und nicht nur, weil es gerade im Ausbildungsplan steht.
Doch trotz der besten Arbeitsbedingungen, werden Sie es nicht komplett vermeiden können, dass sich Auszubildende beruflich verändern möchten. Fluktuationen muss jedoch nicht notwendigerweise immer negativ sein, denn durch den Wechsel von Arbeitskräften findet ein Wissenstransfer zwischen den Unternehmen statt.
Wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das Unternehmen verlassen, müssen Sie diesen Arbeitsplatz neu besetzen. Diese neuen Kolleginnen und Kollegen bringen dann Wissen aus anderen Unternehmen mit, neue Ansichten und den sprichwörtlichen „frischen Wind“ ins Unternehmen. Sie sehen noch, wo Optimierungen stattfinden dürfen. Fluktuation, ist daher auch immer eine Chance. Die Voraussetzung dafür ist allerdings, diesen Menschen offen zuzuhören und die eingebrachten Impulse aufnehmen statt abzuwerten.
Begehen Sie also nicht den Fehler, vorschnell über Ihre Auszubilden zu urteilen. So wie wir von der Generation vor uns, also durch unsere Ausbilderinnen, Ausbilder und Eltern beeinflusst wurden, so werden auch wir unsere Auszubildenden unweigerlich durch unsere Werte und Ansichten prägen.
Wir können das nicht verhindern. Diese Beeinflussung passiert, egal ob wir das wollen oder nicht. Die letztlich entscheidende Frage ist, wie sinnvoll wir diesen Einfluss nutzen.