Feedback wird von ausbildenden Personen als Instrument genutzt den Auszubildenden die Möglichkeit zu geben, weitere Fortschritte in der persönlichen Entwicklung zu machen und aus der gegebenen Rückmeldung zu lernen.
Wenn Sie jedoch Feedbackgespräche nur dazu nutzen, Auszubildenden eine Rückmeldung über die jeweiligen Stärken und Schwächen zu geben, lassen Sie einen wichtigen Aspekt außer Acht: Jedes Feedbackgespräch ist auch eine gute Möglichkeit, sich die Meinung der Auszubildenden einzuholen.
Allerdings sollten Sie Wert darauf legen, dass dieses Feedback strukturiert abläuft und zielführend ist. Es reicht dabei nicht aus, wenn Auszubildende einfach ohne konkreten Leitfaden ihre Meinung erzählen.
Meist stehen Ausbilderinnen und Ausbilder jedoch vor der Herausforderung, dass Azubis so verlegen oder unsicher sind und lieber gar nichts dazu sagen.
Hilfreich ist, wenn Sie Ihren Auszubildenden frühzeitig ein Mittel an die Hand geben, konkretes Feedback zu geben. Auszubildende, die von Anfang an daran gewöhnt sind ihre Meinung einbringen zu können, fällt es dann oft ganz leicht.
Vor dem Feedback: Grundlagen erklären
Bevor Sie Auszubildende nun Feedback geben lassen, sollten Sie zunächst die Grundlagen erklären. Erläutern Sie was Feedback ist und wie es genutzt werden kann.
Zur Erinnerung: Feedback klärt die Beziehung zwischen Auszubildenden und ausbildender Person. Es kann dabei helfen, einander besser zu verstehen. Es schafft die erforderlichen Rahmenbedingungen, damit Lernen überhaupt möglich ist. Es ermöglicht den Auszubildenden zu überprüfen, inwiefern das Fremd- und Selbstbild übereinstimmen.
Besprechen Sie mit den Auszubildenden die Regeln für den Feedback-Geber und den Feedback-Nehmer.
Die Feedback-Hand
Eine Methode, mit der Sie Ihre Auszubildenden zu strukturiertem Feedback anhalten können, ist die Feedback-Hand, die auch als „5-Finger Feedback“ bezeichnet wird.
Mit dem Daumen überlegen sich die Auszubildenden, was ihnen besonders gut gefallen hat. Mit dem Zeigefinger machen sie deutlich was ihnen aufgefallen ist. Das können Dinge sein, die für die Auszubildenden bemerkenswert oder besonders wichtig sind. Wie auch in anderen Situationen bringen die Auszubildenden mit dem Mittelfinger zum Ausdruck, was sie nicht so gut finden. Der Ringfinger steht für die Überlegung: „Das nehme ich mit“ oder „Das ist mir wichtig“. Damit sind positive und negative Erkenntnisse gemeint oder die Auszubildenden können zum Ausdruck bringen, wie sie sich gerade mit der Situation fühlen. Letztlich geht es bei dem kleinen Finger darum, dass sich die Auszubildenden überlegen, was ihnen zu kurz gekommen ist oder von was sie gerne mehr gehabt hätten.
Sie können diese Methode in verschiedenen Situationen einsetzen. Zur Vorbereitung eines Gesprächstermins können Sie die Auszubildenden zum Beispiel eine Hand auf ein leeres Blatt zeichnen und alle Stichworte zu den jeweiligen Fingern aufschreiben lassen. Anhand dieser Stichworte können die Azubis dann ihr Feedback im persönlichen Gespräch präsentieren.
Falls Sie von mehreren Auszubildenden eine Rückmeldung einholen möchten, etwa nach innerbetrieblichem Unterricht, können Sie eine große Hand auf einen Flipchart-Bogen malen und die Auszubildenden ihre zuvor auf Klebe-Notizen geschriebenen Anmerkungen zu den jeweiligen Fingern hängen lassen.
Auch für sich selbst können Sie die Feedback-Hand zur Gesprächsvorbereitung oder auch für kurzes „Zwischendurch-Feedback“ nutzen, indem Sie die dem jeweiligen Finger zugeordnete Frage beantworten. So können Sie sicher sein, die wichtigsten Punkte abgedeckt zu haben. Außerdem erinnern Sie sich damit daran, bei Ihrer Schilderung sachlich zu bleiben.
Stellen Sie gezielte Fragen, wenn den Azubis nichts einfällt
Gerade am Anfang kann es natürlich sein, dass es Auszubildenden schwerfällt, allein die richtigen Fragen zu stellen, um alle fünf Punkte zu berücksichtigen. Hier können Sie Ihre Azubis unterstützen, indem Sie für jeden Finger ein paar Leitfragen zur Inspiration geben.
Einige Beispiele:
- Was hat Ihnen den Start in der neuen Abteilung leicht/schwierig gemacht und warum?
- Woran erinnern Sie sich an die Zeit in der Abteilung gerne zurück? An was denken Sie nicht so gerne?
- Was an der Betreuung von den Ausbildungsbeauftragten und Kollegen war gut? Welche Verbesserungen wünschen Sie sich?
- Welche Änderungen würden Sie sich wünschen, wenn Sie noch einmal in die Abteilung zurückkommen? Was sollte auf jeden Fall beibehalten werden?
Denken Sie daran, die Feedbackregeln selbst ebenfalls einzuhalten, indem Sie sich zu den Ansichten der Auszubildenden nicht rechtfertigen, nichts erklären und sich für das Vertrauen bedanken, welches Ihnen die Auszubildenden mit dem Feedback entgegenbringen. Natürlich können Sie sachlich nachfassen, wenn Sie etwas nicht verstanden haben.
Gerade bei Kritik durch Auszubildende ist es wichtig, die Anmerkungen nicht persönlich zu nehmen oder direkt emotional darauf zu reagieren.
Feedback ist immer ein Angebot und kann niemals völlig objektiv sein. Vielmehr basiert es darauf, wie eine Person eine bestimmte Situation erlebt. Mit ihrer Rückmeldung beschreiben die Auszubildenden, wie sie etwas wahrgenommen oder erlebt haben.
Sie können sich nach dem Gespräch in Ruhe überlegen, was davon Sie annehmen möchten und was nicht.