Der innerbetriebliche Unterricht unterstützt, ergänzt und erweitert die praktischen und theoretischen Lerninhalte, die im Betrieb und in der Berufsschule vermittelt werden. Damit helfen Sie Ihren Auszubildenden, die gestellten Herausforderungen besser zu meistern und Leistungsdefizite auszugleichen. Darüber hinaus können Sie Themen aufgreifen, die im Ausbildungs- und Berufsschulalltag manchmal zu kurz kommen.
Warum Sie innerbetrieblichen Unterricht anbieten sollten
Das duale System, bei dem die Ausbildung in Berufsschulen und Ausbildungsbetrieben stattfindet, genießt weltweit Ansehen. Doch Berufsschulen stehen oft vor der Herausforderung, allen Schülern aus den verschiedenen Ausbildungsbetrieben gerecht zu werden. Sie können es sich daher nicht leisten, individuell auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Ausbildungsbetriebs einzugehen.
So kann es passieren, dass bestimmte praxisrelevante Lerninhalte im Berufsschulunterricht „zu kurz kommen”. In innerbetrieblichem Unterricht können genau diese Inhalte vermittelt werden. Außerdem kann dort gezielt auf unternehmensspezifische Details eingegangen werden. Das können betriebliche Abläufe oder organisatorische Informationen sein.
Der Vorteil liegt darin, dass alle Auszubildenden denselben Wissensstand haben. Dadurch werden die Ausbildungsbeauftragten in den Fachabteilungen entlastet, da sie die theoretischen Grundlagen nicht jedem einzelnen Auszubildenden erklären müssen, sondern mit der Vermittlung der Fachinhalte daran anknüpfen können. Mit innerbetrieblichem Unterricht können zudem leistungsschwächere Jugendliche gefördert und Lerndefizite ausgeglichen werden.
Warum möchten Sie innerbetrieblichen Unterricht anbieten?
Schaffen Sie zunächst Klarheit und legen Sie den Zweck des innerbetrieblichen Unterrichts fest. Welche abteilungsübergreifenden Themen möchten Sie vermitteln? Welche Soft Skills, die in der Berufsschule oft nicht ausreichend berücksichtigt werden, wie beispielsweise Präsentationstechniken oder Kommunikation, möchten Sie den Auszubildenden vermitteln?
Im nächsten Schritt klären Sie, wann der innerbetriebliche Unterricht stattfinden soll. Beziehen Sie dabei auch die Zeitplanung und den Arbeitsanfall der ausbildenden Fachabteilungen mit ein.
Schließlich bleibt noch festzulegen, wer den innerbetrieblichen Unterricht durchführen kann oder soll.
Um das herauszufinden, können die folgenden Fragestellungen hilfreich sein:
- Wer verfügt über Informationen oder Kenntnisse, die für die Auszubildenden relevant sind?
- In welchen Abteilungen gab es kürzlich Änderungen, die alle betreffen?
- In welchen Bereichen des Unternehmens sind die meisten Auszubildenden eingesetzt?
- Soll nur mit internen oder auch mit externen Referenten gearbeitet werden?

Worauf Sie bei der Durchführung von innerbetrieblichem Unterricht achten sollten
Definieren Sie zunächst konkrete Lernziele und leiten Sie anschließend die entsprechenden Lerninhalte ab.
Im Ausbildungsrahmenplan sind das Richtlernziel und das Groblernziel enthalten. Das Richtlernziel entspricht dabei den Punkten des Ausbildungsberufsbilds der Ausbildungsordnung.
Richtlernziele beschreiben die Richtung, in die das Lernen erfolgen soll. Sie bilden die übergeordnete Grundlage, an der sich die Groblernziele orientieren, und geben dem Ausbilder somit einen großen Handlungsspielraum.
Groblernziele hingegen werden aus den Richtlernzielen entwickelt und konkretisieren diese. Sie enthalten bereits eine Beschreibung des gewünschten Endverhaltens und definieren, was Auszubildende zu einem bestimmten Zeitpunkt können sollen, wenn sie dieses Lernziel erreicht haben. Das Endverhalten wird beispielsweise über die Wörter „beschreiben” oder „darstellen” vermittelt. Wenn etwas „dargestellt” wird, kann es beobachtet werden.
Die Feinlernziele müssen individuell durch Ausbilderinnen und Ausbilder definiert werden. Sie leiten sich vom Groblernziel ab und beschreiben das gewünschte (überprüfbare) Endverhalten nach erfolgreichem Lernen ganz konkret. Diese Feinlernziele sind dann an die betriebsspezifischen Erfordernisse und die Auszubildenden anzupassen. Da sich die Ausbildungsordnungen nicht so schnell verändern wie der technische Wandel fortschreitet, müssen die Feinlernziele auch an die technischen Veränderungen angepasst werden.
Strukturieren Sie den Inhalt didaktisch sinnvoll
Für erfolgreiches Lernen ist es erforderlich, eine dem Inhalt angepasste Lernsituation und einen didaktisch aufbereiteten Lernstoff bereitzustellen. Da jeder Mensch anders lernt und Gelerntes unterschiedlich lange behält, ist es wichtig, verschiedene Lernbereiche anzusprechen.
Als „Didaktik” wird die Lehre von der Gestaltung des Unterrichts bezeichnet. Es geht also darum, wie die definierten Feinlernziele vermittelt werden sollen. Bei der Umsetzung helfen die didaktischen Prinzipien.
Berücksichtigen Sie beispielsweise das Prinzip der Praxisnähe, indem Sie die Fälle einer Aufgabenstellung praxisnah gestalten und zur Durchführung authentisches Material verwenden. Verwenden Sie deshalb auch im innerbetrieblichen Unterricht die originalen Ausbildungsmittel und Werkstoffe. Wenn die Inhalte der Ausbildungseinheit einen direkten Bezug zu den Anwendungsgebieten des Ausbildungsalltags aufweisen, können Auszubildende die Informationen besser verarbeiten und den praktischen Nutzen erkennen.
Mit einem klaren und konkret formulierten Lernziel folgen Sie dem didaktischen Prinzip der Zielklarheit.
Mit dem Prinzip der Verknüpfung verbinden Sie neue Informationen mit bereits vorhandenem Wissen und holen die Auszubildenden da ab, wo sie in ihrer Entwicklung gerade stehen.
Das Prinzip der Anschaulichkeit besagt, dass die Ausbildungseinheit einprägsam gestaltet werden soll und dass Medien zur Visualisierung oder Anschauungsmodelle zielführend eingesetzt werden sollen.
Mit dem Prinzip der Aktivität beziehen Sie die Auszubildenden aktiv in die Ausbildungseinheit mit ein. Achten Sie also auch beim innerbetrieblichen Unterricht darauf, die Auszubildenden in die Abläufe einzubinden.
Das Prinzip der Entwicklungsmäßigkeit erinnert Sie daran, den Entwicklungsstand der Auszubildenden zu berücksichtigen. Um Frustration durch Scheitern an einer Aufgabenstellung zu vermeiden, sollten Sie eine Überforderung vermeiden. Gleichzeitig sollten Sie darauf achten, die Auszubildenden nicht zu unterfordern, um Frust oder Langeweile zu vermeiden.
Mithilfe des didaktischen Prinzips der Erfolgssicherung generieren Sie Übungsmöglichkeiten nach einer Lernerfolgskontrolle.
Die Lernzieltaxonomie beschreibt die Rangfolge, in der die Lernziele am besten vermittelt werden. Dabei sollten die Lernziele vom Leichten zum Schweren, vom Allgemeinen zum Speziellen organisiert werden. Die Lernzieltaxonomie steht in enger Verbindung zu den didaktischen Prinzipien. Bei der Vermittlung neuer Lerninhalte soll also an bereits Bekanntes angeknüpft werden, wobei der Schwierigkeitsgrad der Lernziele mit der Ausbildungsdauer steigt.
Entscheiden Sie sich für eine geeignete Ausbildungsmethode
Nachdem Sie sich darüber klar geworden sind, wie Sie den innerbetrieblichen Unterricht gestalten möchten, welche Themen behandelt werden sollen, wer diese vermitteln kann und welche Lernziele Sie erreichen möchten, wählen Sie eine geeignete Ausbildungsmethode aus, um dies umzusetzen.
Mögliche Ausbildungsmethoden sind beispielsweise das Rollenspiel, das Lehrgespräch, die Planspielmethode oder die Leittextmethode.
Wählen Sie unterstützende Medien aus
Ein gezielter Medieneinsatz soll den Lernprozess der Auszubildenden unterstützen, indem er es ermöglicht, einzelne Schritte gut nachzuvollziehen. Er soll die Auszubildenden aktivieren und ihre Selbstständigkeit fördern. Medien sind ideal, um Inhalte objektiv und sachlich zu vermitteln. Durch eine Visualisierung der Ausbildungsinhalte wird zusätzlich der visuelle Lerntyp angesprochen.
Eine zielführende Visualisierung in Kombination mit einem sinnvollen Medieneinsatz hat direkten Einfluss auf den Behaltensgrad der Lerninhalte.
Es gibt viele unterschiedliche Medien, die sich für die Unterstützung einer Ausbildungseinheit eignen. Sie können beispielsweise Arbeitsblätter, Modelle, Flip-Charts, Beamer oder Lehrvideos verwenden.
Ob diese Medien wirklich alle benötigt werden, ist eine andere Frage. Genauso wie es nicht ratsam ist, gar keine Medien einzusetzen, ist eine Überdosierung ebenfalls nicht zielführend und für die Auszubildenden eher verwirrend als nützlich.
Damit Medien erfolgversprechend eingesetzt werden können, ist eine Struktur bei ihrer Gestaltung wichtig. Ein entscheidendes Merkmal einer Visualisierung ist daher eine aussagekräftige Überschrift. Die Auszubildenden sollen auf einen Blick erkennen können, worum es geht.
Eine Visualisierung sollte außerdem aus einer Kombination von Wort und Bild bestehen. Es müssen keine vollständigen Sätze sein. Manchmal ist es sinnvoller, mit einzelnen Schlagwörtern oder Stichpunkten zu arbeiten.
Ein guter Ansatz bei der Visualisierung, gerade bei einer Vier-Stufen-Methode, besteht darin, einen bebilderten Ablauf der einzelnen Schritte zu erstellen. Diese werden dabei strukturiert dargestellt und durchnummeriert.
Wichtig ist außerdem, dass die Aussagen mit den Inhalten der eingesetzten Medien übereinstimmen und keine neuen oder widersprüchlichen Informationen enthalten.
Planen Sie Lernerfolgskontrollen ein
Um sicherzustellen, dass die Auszubildenden die Lerninhalte verstanden haben, muss jede Ausbildungseinheit Kontrollmaßnahmen umfassen. Dies gilt auch für den innerbetrieblichen Unterricht. Führen Sie daher mit den Auszubildenden konkrete Lernerfolgskontrollen anhand der zuvor definierten Feinlernziele durch.
Eine fest umrissene Übungsphase sowie die Einbindung der neu erlernten Fähigkeiten, Fertigkeiten oder Kenntnisse in den täglichen Ablauf durch Transferaufgaben dienen der Erfolgssicherung. Dadurch sollen die Auszubildenden Sicherheit in der Anwendung der Lerninhalte entwickeln.
Achten Sie jedoch darauf, den Auszubildenden die selbstständige Anwendung der Inhalte erst nach der Lernerfolgskontrolle zu erlauben. Die Kontrolle ist immer der Übungsphase vorgelagert. Wenn Sie den Auszubildenden die selbstständige Anwendung ohne vorherige Lernerfolgskontrolle überlassen, können sich Fehler einschleichen.
Fordern Sie Ihre Auszubildenden außerdem auf, die Themen des innerbetrieblichen Unterrichts in den Ausbildungsnachweis aufzunehmen.
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