Die Vier-Stufen-Methode ist der Kern TWI-Methode („Training Within Industry”), welche zwischen 1920 und 1940 im Rahmen der Kriegsproduktion der amerikanischen Regierung entwickelt wurde. Daher eignet sich die Vier-Stufen-Methode besonders zur Vermittlung, sowie dem Üben und dem Ausbau, von psychomotorischen oder gewerblichen Fertigkeiten – also wenn „praktisch“ etwas gelernt werden soll.
Im Wesentlichen basiert die Vier-Stufen-Methode auf „vormachen“ und „nachmachen“. Ausbilderinnen und Ausbilder machen den Auszubildenden vor wie es richtig geht. Die Auszubildenden machen dann die Arbeitsschritte nach. Damit sollen sich die Auszubildenden von Anfang an die richtige Ausübung einer Tätigkeit einprägen. Fehler sollen damit entweder ganz vermieden oder gleich korrigiert werden können.
Mit der Vier-Stufen-Methode sollen Auszubildende die erlernten Fertigkeiten weitgehend selbständig anwenden können.
Geeignete Themen für die Vier-Stufen-Methode:
- Abisolieren von Leitungen und Anbringen von Aderendhülsen
- Ausbau des Arbeitsspeichers aus einem Computer und Einbau eines größeren Speichers
- Füllmengenkontrolle von Zylinderampullen durch die Bedienung der Zeit-Druck-Füllsystem
- Falten der Serviettenform Bischofsmütze
Ablauf der Vier-Stufen-Methode
1. Stufe – vorbereiten
Eine Ausbildungseinheit will gut vorbereitet sein. Daher geht es in der ersten Stufe sowohl um Ihre eigene Vorbereitung, als auch um die Vorbereitung der Auszubildenden durch Ausbilderinnen und Ausbilder. Sie legen im Vorfeld das Lernziel, den Inhalt, den Umfang, die Gliederung und die benötigte Zeit der Ausbildungseinheit fest. Bei der Planung sind auch geltende Gesundheits- und Sicherheitsvorschriften, sowie Bestimmungen zum Datenschutz zu beachten. Die für die Ausbildungseinheit benötigten Arbeitsmittel werden ebenfalls bereitgelegt. Als Hilfsmittel werden wenn möglich die originalen Werkzeuge, Werkstoffe und Arbeitsmaterialien verwendet.
Zum Einstieg in die 4-Stufe-Methode begrüßen Sie die Auszubildenden. Wecken Sie das Interesse an dem was gleich folgen soll und begeistern Sie die Auszubildenden für die bevorstehende Aufgabe. Freundlicher „Small Talk“ ist in dieser Situation angemessen. Das können Fragen sein wie „Was haben wir beim letzten Mal gemacht?“, „Wie bist du dabei vorgegangen?“, „Was weißt du noch davon?“. Lassen Sie die Auszubildenden die bekannten und relevanten Inhalte wiederholen. Damit können Sie die Atmosphäre etwas auflockern, um die Auszubildenden (und sich selbst) beruhigen. Fragen Sie auch, ob es den Auszubildenden gut geht und ob sie sich gerade dazu in der Lage fühlen, etwas Neues zu lernen.
2. Stufe – vormachen und erklären
Sie als Ausbilder oder Ausbilder machen die Arbeitsabläufe in der AEVO-Prüfung Schritt für Schritt vor. Das sollten Sie langsam und strukturiert tun und dafür sorgen, dass die Auszubildende die einzelnen Handgriffe gut sehen können. Fordern Sie den Auszubildenden dazu auf, genau zu beobachten und zuzuhören. Beschreiben Sie, was getan werden muss und warum das so ist. Ergänzen Sie Erklärungen und Hinweise, wie sich die Lernenden verhalten sollen.
Verweisen Sie dazu auf die von Ihnen eingesetzten Medien. Beim Einsatz einer Pinnwand zum Beispiel können Sie auf die Bebilderung zur Verdeutlichung der einzelnen Arbeitsschritte hinweisen.
Prüfen Sie immer wieder, ob die Auszubildenden Ihren Ausführungen noch folgen oder ob sie mit den Gedanken abschweifen. Beziehen Sie die Auszubildenden durch Zwischenfragen ein oder lassen Sie sie die eingesetzten Arbeitsmittel anfassen.
Denken Sie daran, dass die Auszubildenden später alles nachmachen sollen, was Sie als vorgemacht haben. Achten Sie deshalb auf eine korrekte Ausführung der Arbeitsschritte. Schließlich möchten Sie nicht, dass sich die Auszubildenden fehlerhafte Handgriffe abschauen, oder?
3. Stufe – nachmachen und erklären
Auf dieser Stufe sollen die Auszubildenden die eben gezeigten Arbeitsschritte nachmachen. Der Inhalt sollte dabei leicht modifiziert werden. Fordern Sie die Auszubildenden auf, die einzelnen Vorgänge zu kommentieren. Sie sollten erklären können, was sie wie und warum tun.
An den Handlungen und den Erklärungen, können Sie als Ausbilderin oder Ausbilder erkennen, ob das „was“, „wie“ und „warum“ von den Auszubildenden verstanden wurde. Sie loben bei einer korrekten Ausführung der Arbeitsschritte, greifen bei Gefahr ein und korrigieren das Fehlverhalten oder stellen Kontrollfragen.
Selbst wenn die Auszubildenden die ausgeführten Handgriffe von sich aus beschreiben, sollten Sie diese durch offene Fragen kritisch beleuchten. Passiert ein Fehler, sollten Sie die einzelnen Schritte hinterfragen, anstatt sofort einzugreifen und die richtige Lösung vorzugeben.
Wichtig, dass Fehler in den Handgriffen sofort korrigiert werden. Schließlich sollen die Auszubildenden die einzelnen Arbeitsschritte und die korrekte Anwendung der Ausführung von Anfang an richtig ausführen. Je nach Bedarf kann das mehrmals wiederholt werden. Trotzdem ist in dieser Stufe der Vier-Stufen-Methode ist die Rolle von Ausbilderinnen und Ausbildern weitgehend passiv.
Die Durchführung einer Lernerfolgskontrolle zeigt immer, ob die Auszubildenden die Inhalte der Ausbildungseinheit wirklich verstanden haben oder nur Ihre Handgriffe nachahmt.
4. Stufe – üben
Da sich nun das Gelernte zeitnah festigen soll, arbeiten die Auszubildenden selbst an der Aufgabenstellung weiter.
Die Auszubildenden führen die Übungsaufgaben durch und kontrollieren das Ergebnis. Ausbilderinnen und Ausbilder stehen bei Fragen weiterhin als Ansprechpartner zur Verfügung. Sie kontrollieren und bewerten das Arbeitsergebnis und loben die gemachten Fortschritte.
Weisen Sie abschließend auf die nächste Lerneinheit hin und erinnern Sie die Auszubildenden an den Eintrag in den Ausbildungsnachweis.
Vorteile und Nachteile der Vier-Stufen-Methode
Positiv: Die Vier-Stufen-Methode ist zeitsparend, zielstrebig und durch die Schritt für Schritt Anleitung logisch
Negativ: Die Vier-Stufen-Methode gehört zu den ausbilderzentrierten Ausbildungsmethoden und lässt wenig Freiräume bei der Ausführung