Ausbildungsmethode zur Förderung beruflicher Handlungskompetenz
Handlungsorientiertes Ausbilden bedeutet, dass Auszubildende kompetentes berufliches Handeln anhand praktischer Erfahrungen lernen sollen. Um dies zu vermitteln, benötigen Ausbilder:innen verschiedene Ausbildungsmethoden. Einige dieser Methoden basieren auf dem Modell der vollständigen Handlung.
Als Handlungskompetenz wird die Fähigkeit bezeichnet, Arbeitstätigkeiten des Ausbildungsberufes selbstständig zu planen, durchzuführen und zu kontrollieren. Genau diese Fähigkeit unterscheidet später Fach- von Anlerntätigkeiten.
Selbstlernkompetenz ist daher ein verbindliches Lernziel. Kompetenz ist die Summe aller Fähigkeiten, Fertigkeiten, Kenntnisse sowie Persönlichkeits- und Verhaltensmerkmale, die als Grundlage dienen, um die in bestimmten Bereichen gestellten Anforderungen zu erfüllen. Kompetenz wird durch eigene Erfahrungen erworben und lässt sich deshalb nur durch die Gestaltung des Lernumfeldes beeinflussen.

In den Methodenkoffer von Ausbilderinnen und Ausbildern gehören verschiedene Ausbildungsmethoden.
Phasen des Modells der vollständigen Handlung
1. Phase: Informieren
Die Ausbilderinnen und Ausbilder führen die Auszubildenden zunächst in das Thema ein und stellen ihnen eine komplexe Aufgabe. Um diese zu lösen, müssen sich die Auszubildenden zunächst einen Überblick über die einzelnen Elemente der Arbeitsaufgabe verschaffen. Anschließend legen sie fest, welche Informationen sie benötigen und wo sie diese beschaffen können. Die Informationsbeschaffung wird dabei als Bestandteil der Aufgabe möglichst selbstständig ausgeführt. Als Ausbilderin oder Ausbilder stehen Sie dabei beratend zur Seite und schaffen die Rahmenbedingungen.
2. Phase: Planen
Die Auszubildenden erarbeiten verschiedene Lösungswege für die Aufgabe. Dies beinhaltet den konkreten Ablauf der einzelnen Arbeitsschritte, die benötigten Werkzeuge und Materialien, den Zeitbedarf und die Arbeitsverteilung innerhalb des Teams. Anschließend bewerten die Auszubildenden die verschiedenen Alternativen.
3. Phase: Entscheiden
Nachdem die Planung abgeschlossen ist, treffen die Auszubildenden eine Entscheidung und stellen den Ausbilderinnen und Ausbildern das erarbeitete Konzept vor. Diese hören sich das Konzept an, klären offene Fragen und geben bei Bedarf Verbesserungshinweise.
4. Phase: Ausführen
Die Auszubildenden erstellen eine finale Arbeitsplanung und setzen die zuvor erarbeiteten Arbeitsschritte um. Dabei ist die Zusammenarbeit im Team wichtig. Auch in dieser Phase stehen Ausbilderinnen und Ausbilder den Azubis bei Fragen oder Schwierigkeiten zur Seite und geben bei Bedarf Impulse.
5. Phase: Kontrollieren
Die Auszubildenden kontrollieren und bewerten das Ergebnis eigenständig. Dabei findet ein Soll-Ist-Vergleich statt. Wurde der Arbeitsauftrag sach- und fachgerecht ausgeführt? Wurde das Ziel erreicht? Dieser Vorgang kann entweder als Selbstbewertung oder gemeinsam in der Arbeitsgruppe erfolgen.
6. Phase: Bewerten
In dieser Phase findet ein Gespräch zwischen Ausbilderinnen, Ausbildern und Auszubildenden statt. In diesem Gespräch wird der gesamte Arbeitsablauf nachbereitet. Dabei gilt es, die Ursachen für entstandene Fehler zu erkennen und Schlussfolgerungen für die Zukunft zu ziehen. Die Ausbilderinnen und Ausbilder bestätigen in dieser Phase die Erkenntnisse der Auszubildenden oder korrigieren sie gegebenenfalls.

Grundlage für die Leittextmethode
Das Modell der vollständigen Handlung ist kein einmaliger Prozess, sondern ein Kreislauf. Die sechste Stufe, die Auswertung, liefert dabei die Grundlage und die Informationen für den nächsten Zyklus.
Wird das Modell im Rahmen einer Leittextmethode eingesetzt, kann die Anleitung der Auszubildenden über Leitfragen erfolgen. Leittexte sind schriftliche Handlungsanleitungen zum Lernen und Recherchieren. Die Auszubildenden werden durch die enthaltenen Fragen und Aufgaben zu selbstständiger Informationssuche sowie zur Arbeit mit Materialien, Quellen und Medien angeleitet.
Vorteile – Modell der vollständigen Handlung
- Verbindung von Theorie und Praxis
- Selbstständigkeit der Auszubildenden wird gefördert
- Schlüsselqualifikationen werden entwickelt
- In Einzel- und Gruppenarbeit umsetzbar
- Bei Partner- oder Gruppenarbeit wird die Sozialkompetenz gefördert
- Kreativitätstechniken, Problemlösestrategien und Präsentationstechniken werden entwickelt
- Selbstorganisiertes Lernen wird ermöglicht
Nachteile – Modell der vollständigen Handlung
- Die Umstellung der Methode kann einen hohen Vorbereitungs- und Zeitaufwand erfordern.
- Die Methode stellt hohe persönliche Anforderungen an die Auszubildenden.
- Ungeübte Auszubildende können überfordert werden.
- Die Voraussetzungen zur Durchführung gegeben sein.
- Ausbildungsmittel oder Budget müssen zur Verfügung stehen.
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