Unsere Sprache ist ein mächtiges Instrument, doch hören Sie selbst noch was Sie sagen? Und vor allem: Meinen Sie auch, was Sie sagen?
Spontan denken Sie jetzt bestimmt: „Ja, natürlich“, dennoch vernachlässigen wir manchmal, wie kraftvoll Worte sein können. Worte können heilen, verletzten, unterstützen, vernichten und noch vieles, vieles mehr. Das hört sich für Sie zu dramatisch an? Vielleicht möchten Sie nochmal darüber nachdenken?
Worte sind der Schlüssel zur Motivation
Worte prägen das Klima in Projekten und Unternehmen. Sie sind der Schlüssel zu Motivation und Erfolg. Es gibt so viele Anforderung tagtäglich, dabei zusätzlich auch noch auf jedes einzelne Wort zu achten hört sich einfach nur anstrengend an. Doch genau das ist wichtig, wenn Sie die Menschen um Sie herum mit den richtigen Botschaften erreichen möchten.
Die erste Begegnung ist oftmals der Schlüssel für das Gelingen eines Kontaktes. Einen guten Kontakt aufbauen: das ist wie miteinander tanzen, denn die Beziehungsebene entscheidet, wie sich das weitere Miteinander gestalten wird. Und der Aufbau eines Kontaktes beginnt daher bereits mit der Begrüßung.
Sprechen Sie Ihren Gesprächspartner mit dem Namen an?
Am Anfang einer Begegnung steht der Blickkontakt und die Ansprache mit Namen. Vielleicht sagen Sie, das gebührt der Höflichkeit und ist doch selbstverständlich, den anderen mit Namen anzusprechen. Ja, und auch hier gilt: „Hören Sie wieder, was Sie sagen“. Tun Sie das wirklich? Nehmen Sie sich die Zeit Ihren Gesprächspartner mit seinem Namen anzusprechen?
Im Alltag geht der Name oft verloren, sei es im Team, mit Kolleginnen und Kollegen oder auch in der eigenen Familie. Dann heißt es oft nur noch „Morgen“ oder „Schatz“. Doch, werde ich mit Namen angesprochen, fühle ich mich als Person wahrgenommen. Die Ansprache entschleunigt für ein paar Sekunden die Hektik des Alltags. Wichtig ist jedoch, dass Sie wirklich Interesse an Ihrem Gegenüber haben. Respektvoller Umgang und Dialog beginnt mit dem Namen.
Unsere Sprache spiegelt unsere Haltung wider
Sprechen ist etwas sehr Persönliches und Unbewusstes. Unsere Sprache spiegelt unsere Haltung, unseren Stresslevel und unsere Klarheit wider. Und letztlich schafft Sprache auch Wirklichkeit. Das heutige Tempo fordert von uns Menschen eine hohe Kompetenz an Selbstmanagement. Und die beginnt beim Wort. Denn Worte haben direkten Einfluss auf Ihr Sein und Wirken.
Die offensichtliche Wirkung von Worten mögen Sie kennen. Wer einen Krimi liest oder einen Liebesroman oder schon mal in eine heftige Auseinandersetzung geraten ist, der spürt, wie Sprache, wie Worte berühren können. Sie können uns wachsen lassen oder klein machen. Sätze, wie „schön, dass es Dich gibt.“, „Ich schätze Ihre Meinung.“ oder „die Zusammenarbeit mit Ihnen hat mir Freude gemacht.“
Sind solche Worte echt, wirken Sie fast wie eine Umarmung oder wie eine Wärmflasche für die Seele. Im Gehirn ist für die Regulation der Körpertemperatur und die Verarbeitung sozialer Erfahrungen derselbe Bereich zuständig.
Bei jedem Menschen sind Worte mit Erfahrungen gekoppelt. Neurowissenschaftler haben herausgefunden, dass wir alles Erlebte als visuelle Bilder, Hörbilder, Tastbilder oder Geruchsbilder abspeichern. Worte werden zu Bildern im Gehirn und lösen emotionale Impulse aus. Wie in welcher Weise, das ist bei jedem Menschen ganz individuell. Das heißt auch, dass die Erinnerungen und Verknüpfungen immer individuell sind. So kann zum Beispiel das Wort Flughafen bei einem Menschen Vorfreude auf den Urlaub auslösen und bei einem anderen puren Stress.
Prüfen Sie Ihre innere Haltung, bevor Sie in ein Gespräch gehen!
Mit jedem Gespräch öffne ich meine Haustür zu meiner Welt. Ich zeige dem anderen etwas von mir. In der Arbeit mit jungen Menschen können Welten und Werte aufeinander treffen, die sich unterscheiden. Da können die Erwartungen sich wie Planeten umkreisen. Es ist das Erkunden einer anderen Welt.
Bevor Sie in ein Gespräch gehen – unabhängig, ob Auszubildende, Mitarbeitende oder Kollegen – prüfen Sie Ihre innere Haltung. Denn Ihre Haltung und Ihre Gestimmtheit werden Ihre Worte bestimmen. Wo sind Sie im Dialog? Sind Sie im „Ja“ oder im „Nein“? Sind Sie eher mit Ihrem Fokus im „Problem“ oder in der „Lösung“? „Sind Sie im Vertrauen oder im Misstrauen?
Unter Druck verwenden Sie Stressworte wie „müssen“ oder „sollen“
Ihre Sprache spiegelt Ihre Haltung, Ihr Sein in dem Moment: Sind Sie angespannt, unter Druck kann es sein, dass Sie viele Druckworte und Zeitbeschleuniger verwenden. Druck- und Stressworte wie „müssen und sollen“ in Kombination mit Zeitbeschleunigern wie „schnell, mal eben, zack, zack ….“ verwenden. Die Worte „Problem und Stress“ gehören ebenfalls dazu. Diese Worte wirken direkt auf das Gehirn und die das vegetative Nervensystem ein.
Umfragen haben ergeben, dass Auszubildende den Sinn verstehen wollen, wieso sie bestimmte Tätigkeiten machen. Das bedeutet, dass sie Ihren Anteil und Ihren Beitrag zum Gesamten Unternehmen verstehen möchten. Und die Zahlen zeigen, dass sich Auszubildende – anders als frühere Generationen – belastet, teilweise sogar überfordert fühlen.
An der Sprache erkennen, wenn sich Auszubildende unter Druck fühlen
Wenn Sie Äußerungen wie „müssen“ in Kombination mit hohem Sprechtempo und Verallgemeinerungen hören, gilt es zu handeln. Das sind wichtige sprachliche Indikatoren. Der erste Schritt ist allerdings, dass Sie bei sich selbst wahrnehmen, was Sie sagen. Erst dann werden Sie hören und auch verstärkt wahrnehmen, was andere sagen.
Und geben Sie bewusst Impulse wie beispielsweise: Verzichten Sie auf die Modalverben – müssen und sollen.
Ein Beispiel: „Du musst noch Dein Berichtsheft führen. Das soll im auf dem neuesten Stand sein, sonst gibt es Ärger mit der Berufsschule.“ oder „Dein Berichtsheft ist noch auszufüllen. Bitte bringe es bis Freitag der Woche auf den aktuellen Stand. Es gibt sonst Ärger mit der Berufsschule.“?
Der Verzicht auf Modalverben in solchen Gesprächen bringt Ihnen Klarheit und Kompetenzgewinn. Und Klarheit braucht es oft im Alltag. Darüber hinaus senken Sie den Druck auf den Auszubildenden.
Das bedeutet:
- Hören Sie wieder, was Sie sagen!
- Sprache wirkt in Ihnen und ihrem Umfeld. Fragen Sie sich, wie Sie als Führungskraft wirken wollen.
- Der Verzicht auf die Modalverben „müssen“ und „sollen“ senkt den Druck und Stress.
- Der Dialog beginnt mit dem Namen
Ein gemeinsamer Beitrag mit Sabine-Jürgens-Krenzin der Kommunikationspiloten