Wenn sich ein aggressives Verhalten bei Auszubildenden bereits zum Beginn der Ausbildungszeit oder in der Probezeit zeigt, sollten Sie als Ausbildungsbetrieb von Ihrer Möglichkeit Gebrauch machen das Ausbildungsverhältnis zu beenden. Selten ist es sinnvoll, eine Zusammenarbeit die sich von Anfang an schwierig gestaltet beizubehalten.
Ausbildungsbetriebe können das Ausbildungsverhältnis innerhalb der Probezeit ohne Angabe von Gründen beenden. Nach der Probezeit, muss hingegen ein schwerwiegender Kündigungsgrund vorhanden sein, der die Fortsetzung der Ausbildung unzumutbar macht, um eine Kündigung von Auszubildenden rechtfertigen zu können.
Oft zeigt sich aggressives Verhalten erst in der Ausbildung
Doch wenn sich diese unerwünschten und aggressiven Verhaltensweisen erst nach dem Ende der Probezeit oder im Laufe der Ausbildung zeigen, so ist es erforderlich, sich mit der Situation auseinandersetzen und eine klare Haltung zu beziehen.
Dann stellt sich für Ausbilderinnen und Ausbilder die Frage: „Wie gehe ich mit dem aggressiven Verhalten von Auszubildenden um?“
Bei provozierenden oder aggressiven Verhaltensweisen durch Auszubildende ist es wichtig, sich als Ausbilderin oder Ausbilder nicht darauf einzulassen. Auch wenn dies zeitweise herausfordernd sein kann und die Angriffe durchaus emotional werden können, diskutieren Sie nicht und lassen Sie sich nicht aus der Ruhe bringen. Sonst finden Sie sich womöglich mitten in einem Machtkampf wieder, aus dem Sie nur mühevoll wieder herauskommen.
Beginnen Sie mit einem persönlichen Gespräch
Beginnen Sie vielmehr damit, die Person zum persönlichen Gespräch zu bitten, um die Gründe für das Verhalten direkt zu erfragen. Das bringt Sie weiter als darüber zu spekulieren, welche Ursachen das Verhalten haben könnte.
Sie werden überrascht sein, wie oft Auszubildende Ihnen eine ehrliche Antwort geben, wenn Sie ganz direkt nach etwas fragen. Natürlich kann es jedoch auch sein, dass sich manche Auszubildende nicht offen und gesprächsbereit zeigen.
Überprüfen Sie ob die Ursachen für aggressives Verhalten im Unternehmen liegen können
In diesem Fall ist es dann hilfreich, wenn Sie zuerst überprüfen, ob die Rahmenbedingungen im Unternehmen die Ursache für das negative Verhalten des Auszubildenden sein können:
- Kommen die Auszubildenden mit den an sie gestellten Anforderungen zurecht?
- Sind die Arbeitsaufgaben dem Leistungs- und Ausbildungsstand angemessen?
- Haben die Auszubildenden alle Informationen, Fähigkeiten und Arbeitsmittel zur Verfügung die erforderlich sind, um eine angemessene Leistung zu erbringen?
- Reicht die zur Verfügung stehende Zeit zur Erfüllung der Arbeitsaufgabe aus?
- Kann es sein, dass die Auszubildenden unterfordert sind oder sich sogar langweilen?
Überprüfen Sie weiterhin das Verhältnis zu anderen Auszubildenden sowie Kolleginnen und Kollegen. So können sich zum Beispiel Schwierigkeiten zwischen den Auszubildenden untereinander auch auf das Verhalten gegenüber anderen Personen auswirken.
Finden Sie ebenfalls heraus, ob mit dem Verhältnis zu den unmittelbaren Vorgesetzten beziehungsweise den ausbildenden Fachkräften alles in Ordnung ist.
Ziehen Sie in Betracht, dass die Auszubildenden Schwierigkeiten haben, sich im Unternehmen zurechtzufinden.
Wenn Sie sich ein umfassendes Bild von den Rahmenbedingungen im Unternehmen gemacht haben, suchen Sie das persönliche Gespräch.
In diesem Gespräch schildern Sie den Auszubildenden zunächst Ihre Sichtweise der Situation. Bleiben Sie dabei bei den Fakten und beschreiben Sie lediglich das, was auch für andere Personen im Unternehmen zu beobachten gewesen wäre.
Im nächsten Schritt, machen Sie deutlich, wie Sie die Situation wahrnehmen. Hier macht es Sinn, „Ich-Botschaften“ zu senden und den Auszubildenden zu erklären, wie das Verhalten auf Sie wirkt.
Sie können dafür unter anderem etwa die Formulierung verwenden: „Ich habe den Eindruck, dass…“ oder „Auf mich wirkt das als ob…“.
Halten Sie das Gespräch auf einer sachlichen Ebene und sprechen Sie von Ihrer Sicht auf die Situation.
Zeigen Sie, dass Sie eine Lösung finden möchten
Machen Sie dabei deutlich, dass Ihnen daran gelegen ist, eine Lösung für die Situation zu finden.
Hilfreich kann es sein, wenn Sie den Auszubildenden zusätzlich die Auswirkungen des aggressiven Verhaltens auf das Unternehmen darstellen.
Abschließend formulieren Sie welche Anforderungen Sie an die Auszubildenden stellen: Was soll sich zukünftig an der Situation ändern? Erarbeiten Sie dafür gemeinsam konkrete Lösungen, wie das erreicht werden kann. Wichtig dabei ist, verbindliche Absprachen mit konkreten Inhalten zu treffen, die sich künftig auch auf ihre Einhaltung hin überprüfen lassen.
Halten Sie getroffene Absprechen schriftlich fest
Halten Sie die Absprachen die Sie mit den Auszubildenden getroffen haben schriftlich fest. Idealerweise händigen Sie eine Kopie davon an die Auszubildenden aus. So haben sie ein Leitfaden an der Hand und können immer wieder auf die getroffenen Vereinbarungen zurückgreifen. Sie als ausbildende Person haben zugleich die Möglichkeit auf die schriftlichen Absprachen zu verweisen, sollte sich das unerwünschte Verhalten wieder zeigen.