Die Methodik in der Ausbildung ist ein zentraler Themenkomplex, der auch in der Vorbereitung auf die AEVO-Prüfung einen wesentlichen Anteil hat. Um Auszubildenden die Inhalte einer Ausbildungseinheit nahe zu bringen, gibt es verschiedene Ausbildungsmethoden. Die unterschiedlichen Ausbildungsmethoden dienen dazu, mit Auszubildenden unter theoretischen und praxisnahen Rahmenbedingungen, in einer vorgegebenen Zeit, ein definiertes Ziel zu erreichen.
Bei der Auswahl der richtigen Ausbildungsmethode, sind sowohl in der AEVO-Prüfung, als auch im Alltag verschiedene Kriterien zu beachten.
Kriterien für die Auswahl der Ausbildungsmethode
Die zur Verfügung stehende Zeit
Ein Kurzvortrag ist zum Beispiel eine Ausbildungsmethode, die Auszubildenden in möglichst kurzer Zeit viele Informationen liefern. Steht zur Vermittlung eines Themas also nur eine sehr begrenzte Zeit zur Verfügung, würde sich ein Kurzvortrag (wenn Sie nur den zeitlichen Aspekt betrachten) gut eignen. Allerdings besteht mit dieser Ausbildungsmethode die Gefahr, dass Auszubildende während Ihren Ausführungen schnell mit den Gedanken abschweifen und sich viele Inhalte nicht merken können. Beim Einsatz einer Leittextmethode oder einer Projektmethode hingegen, benötigt Sie für die Durchführung der Ausbildungseinheit vergleichsweise deutlich mehr Zeit. Für die AEVO-Prüfung ist ein alleiniger Kurzvortag keine geeignete Ausbildungsmethode, da Sie damit Ihre Eignung als Ausbilderin oder Ausbilder nicht unter Beweis stellen können.
Die Ausstattung des Lernortes
Falls Sie für die Durchführung einer Ausbildungseinheit nicht die erforderlichen Arbeitsmittel zur Verfügung haben, sollten Sie eine Ausbildungsmethode wählen, die den Auszubildenden zunächst die theoretischen Grundlagen der Aufgabe vermitteln. Für die AEVO-Prüfung sollten Sie unbedingt auch die zur Verfügung stehende Ausstattung des Prüfungsraums berücksichtigen und die von Ihnen benötigten Hilfsmittel selbst mitbringen.
Die Anzahl der Auszubildenden
Die Anzahl der Auszubildenden, spielt für die Auswahl der Ausbildungsmethode ebenfalls eine Rolle. Mit einer großen Anzahl Azubis, wird es Ihnen nicht möglich sein, eine sinnvolle Vier-Stufen-Methode durchzuführen. Für kleinere Gruppen oder einzelnen Auszubildende, ist diese Ausbildungsmethoden jedoch gut umsetzbar. In der AEVO-Prüfung wird die praktische Durchführung einer Ausbildungseinheit mit einer Person umgesetzt. Planen Sie hingegen in Ihrer AEVO-Prüfung die Präsentation einer Ausbildungseinheit, kann das auch eine Situation sein, die mehrere Auszubildende berücksichtigt.
Die Vorkenntnisse der Auszubildenden
Einige Ausbildungsmethoden, wie zum Beispiel ein Lehrgespräch, setzen bestimmte Vorkenntnisse der Auszubildenden voraus, um sinnvoll durchgeführt werden zu können. Ebenso wie das Lehrgespräch, bauen auch die Leittextmethode und die Projektmethode auf Vorkenntnissen auf. Zusätzlich setzen die Leittextmethode und die Projektmethode voraus, dass Auszubildende in der Lage ist, sich selbstständig bestimmte Informationen zu beschaffen. Die Vier-Stufen-Methode hingegen ist eine Ausbildungsmethode, die Sie auch ohne Vorkenntnisse der Auszubildenden umsetzen können.
Das Thema bzw. der Lernzielbereich des Themas
Entscheidend für die Auswahl der anzuwendenden Methode, ist in der Pädagogik unter anderem welcher Lernbereich (kognitiver, affektiver oder psychomotorischer Lernbereich) bei Auszubildenden angesprochen werden soll.
Die Lernbereiche gehen zurück auf Johann Heinrich Pestalozzi, der gesagt hat: „Ganzheitliches Lernen findet mit Kopf, Herz und Hand statt.“ Der „Kopf“ ist dabei der kognitive Bereich und betrifft eine Veränderung des Wissens. Das „Herz“ steht für die Verinnerlichung von Kenntnissen, die dadurch so selbstverständlich angewendet werden, dass darüber nicht einmal mehr nachgedacht werden muss. Der psychomotorische Lernbereich – die „Hand“ – ist dadurch gekennzeichnet, dass Auszubildende neue Handgriffe erlernen sollen.
Didaktische Prinzipien in der AEVO-Prüfung anwenden
Damit es Ausbilderinnen und Ausbildern leichter fällt, den zu vermittelnden Lerninhalten eine sinnvolle Struktur zu geben, wurden zur erfolgreichen Wissensvermittlung mehrere „didaktische Prinzipien“ entwickelt.
Daher gilt es neben der passenden Ausbildungsmethode zu berücksichtigen, welche didaktischen Prinzipien bei der Vermittlung der Ausbildungsinhalte angesprochen werden sollen:
Prinzip der Praxisnähe
Praxisnah zu arbeiten, bedeutet mit authentischem Material und realitätsnahen Fällen zu arbeiten. Das betrifft auch die Formulierungen, die Sie in der AEVO-Prüfung verwenden. Ein Auszubildender mit dem Namen Max Mustermann in Musterstraße 12 in 12345 Musterstadt wäre ein Fallbeispiel, das nicht dem Prinzip der Praxisnähe entspricht.
Wenn es also um das Zusammenbauen von Werkstücken, das Anfertigen von Schriftstücken oder das Dekorieren geht, dann sollten Sie auch die originalen Werkzeuge und Materialen verwenden, sowohl in der Ausbildungspraxis als auch in der AEVO-Prüfung. Schließlich soll es bei den Auszubildenden nach der Ausbildungseinheit nicht bei der Theorie bleiben, sondern sie soll mit typischen Arbeitsmitteln in Berührung kommen und sich im Umgang damit üben.
Prinzip der Zielklarheit
Das Prinzip der Zielklarheit entspricht den Anforderungen an ein Feinlernziel.
Dieses soll nicht mehr abstrakt sein. Das heißt, das Feinlernziel muss so weit spezifiziert werden, dass es keinen Interpretationsspielraum mehr zulässt. Da es auf den jeweiligen Ausbildungsbetrieb abgestimmt sein soll, wird es von Ausbilderinnen und Ausbildern formuliert.
Weiterhin muss das Feinlernziel individuell auf die einzelnen Auszubildenden zugeschnitten sein. Nicht alle Auszubildende verfügen über die gleichen Vorkenntnisse oder zeigen die gleiche Leistung. Darüber hinaus muss ein Feinlernziel mitunter auch an den technischen Fortschritt angepasst werden, denn die technischen Rahmenbedingungen in den Unternehmen entwickeln sich oftmals sehr viel schneller als die jeweilige Ausbildungsordnung.
Weiterhin soll das Feinlernziel präzise formuliert sein und die Bedingungen enthalten, unter denen das konkrete Ergebnis erreicht werden soll. Achten Sie in der AEVO-Prüfung auch darauf, dass das Feinlernziel in den zur Verfügung stehenden 15 Minuten umgesetzt werden kann.
Prinzip der Verknüpfung
Beim Prinzip der Verknüpfung geht es darum, Auszubildende dort abzuholen, wo sie gerade stehen – also bei dem aktuellen Wissens- und Kenntnisstand. Stellen Sie Anknüpfungspunkte zu bereits vorhandenem Wissen her, auf das Sie dann aufbauen können. Gehen Sie nunmehr vom Bekannten zum Unbekannten; vom Einfachen zum Schweren. Hier findet sich auch das Prinzip der didaktischen Reduktion wieder. Die von Ihnen gewählten Anknüpfungspunkte, müssen dabei nicht zwangsläufig aus dem betrieblichen Umfeld kommen, sondern können sich auch aus dem Alltag der Auszubildenden ableiten.
Prinzip der Anschaulichkeit
Das Prinzip der Anschaulichkeit ist eines der zentralen Prinzipien in Ihrer AEVO-Prüfung. Es gilt dabei, im Ausbildungsprozess Medien sinnvoll einzusetzen, um die Lerninhalte so anschaulich wie möglich zu gestalten. Schon ein Sprichwort weiß: „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.“. Wenn Auszubildende auf einem Bild oder einer Prozessgrafik sehen, wie die einzelnen Elemente der Arbeitsschritte zusammenhängen, ist es für sie wesentlich einfacher nachzuvollziehen, was genau Sie verlangen. Nutzen Sie in Ihrer AEVO-Prüfung also die Pinnwand und das Flip-Chart im Prüfungsraum.
Prinzip der Aktivität
Sowohl die Vier-Stufen-Methode als auch das Lehrgespräch sind ausbilderzentrierte Ausbildungsmethoden. Diese Methoden werden von Ausbilderinnen und Ausbildern gesteuert. Das bedeutet jedoch ausdrücklich nicht, dass Auszubildende zum Beispiel in der zweiten Stufe der 4-Stufen-Methode stumm und unbeweglich neben Ihnen stehen müssen. Beziehen Sie sie auch in der AEVO-Prüfung von Anfang an mit ein.
Für Sie Ausbilderinnen und Ausbilder kann das Prinzip der Aktivität jedoch auch bedeuten, Fehler der Auszubildenden bewusst zuzulassen und ihnen somit die Möglichkeit zu geben, aus ihrem eigenen Handeln zu lernen.
Prinzip der Erfolgssicherung
Nicht nur in der AEVO-Prüfung muss in jeder Ausbildungseinheit eine Übungsphase enthalten sein. Es ist unerlässlich, dass Auszubildende die Tätigkeit, die sie zuvor bei Ihnen in der praktischen Durchführung gelernt haben, danach in der Praxis weiter üben, um sie zu festigen.
Die Arbeitsschritte sollen sich den Auszubildenden einprägen und zur Gewohnheit werden. Sie sollen routiniert in dieser Tätigkeit werden. Vor der Erfolgssicherung beziehungsweise der Festigung des Gelernten ist es wichtig, sicherzustellen ob Auszubildende die Lerninhalte wirklich verstanden haben. Bevor die Übungsphase beginnt, ist eine Lernerfolgskontrolle daher zwingend erforderlich.
Prinzip der Entwicklungsmäßigkeit
Das Prinzip der Entwicklungsmäßigkeit wird manchmal auch als Prinzip der Jugendmäßigkeit bezeichnet. Je nach Ausbildungsberuf, sind die Auszubildenden meist noch Jugendliche und stehen zum ersten Mal im Berufsleben. Daher sind ihnen mitunter den einzelnen Situationen angemessene Verhaltensweisen noch fremd und es könnte ihnen auch schwerfallen, sich über einen längeren Zeitraum zu konzentrieren.
Hier die pädagogischen Prinzipien noch einmal im Überblick zusammengefasst:
- Prinzip der Praxisnähe: Gestalten Sie die Fälle praxisnah und verwenden Sie authentisches Material.
- Prinzip der Zielklarheit: Definieren Sie ein klares, konkret formuliertes Lernziel.
- Prinzip der Verknüpfung: Knüpfen Sie an bereits vorhandenes Wissen an und holen Sie Auszubildende da ab, wo sie in der Entwicklung gerade stehen.
- Prinzip der Anschaulichkeit: Setzen Sie Medien zur Visualisierung zielführend ein.
- Prinzip der Aktivität: Aktivieren Sie Auszubildende und beziehen Sie sie ein.
- Prinzip der Erfolgssicherung: Generieren Sie Übungsmöglichkeiten, nachdem eine Lernerfolgskontrolle stattgefunden hat.
- Prinzip der Entwicklungsmäßigkeit: Berücksichtigen Sie den Entwicklungsstand der Auszubildenden.