Viele junge Ausbilderinnen und Ausbilder übernehmen nach Ihrer abgeschlossenen Berufsausbildung die Verantwortung, nun die nächste Generation beim Start in das Berufsleben zu begleiten. Daher trennen die ausbildende Person und Azubis manchmal nur wenige Jahre.
Bei einem ähnlichen Alter zwischen der ausbildenden Person und den Azubis teilen diese gerne mal Erfahrungen ihrer Wochenenden, berichten von persönlichen Erlebnissen oder laden zu privaten Veranstaltungen ein.
Zur Herausforderung wird das oft spätestens dann, wenn es zu Problemen im Ausbildungsalltag kommt oder Kritikgespräche geführt werden müssen. Ausbilderinnen und Ausbilder können dann das Gefühl bekommen, von den Auszubildenden nicht ernst genommen zu werden.
Respekt ist keine Frage des Alters
Ob Ihre Auszubildenden Sie ernst nehmen oder nicht, ist nicht in erster Linie eine Frage des Alters. Vielmehr spielen Ihre Persönlichkeit und die Arbeitsweise eine entscheidende Rolle. Ein geringer Altersabstand kann durchaus Vorteile haben: Sie verstehen die Probleme der Auszubildenden und waren vielleicht vor noch nicht allzu langer Zeit in ähnlichen Situationen, als Sie selbst Ihre Ausbildung gemacht haben.
Hilfreich ist es, wenn Sie sich von vorne hinein Ihre verschiedenen Rollen im Unternehmen bewusst machen, denn wenn dann Konflikte mit Auszubildenden auftreten, sind Sie vorbereitet und nicht überrascht.
Die primäre Aufgabe von Ausbilderinnen und Ausbildern ist dazu beizutragen, dass Auszubildende die berufliche Handlungsfähigkeit erreichen. Sie sollen die Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnisse des Ausbildungsberufes vermitteln. Hierzu gehört die praktische Anleitung im Ausbildungsalltag, genauso wie die Lernbegleitung und Prüfungsvorbereitung. Ebenso gehören organisatorische Aufgaben, wie das Erstellen der sachlichen und zeitlichen Gliederung der Ausbildung, die Organisation und Durchführung des innerbetrieblichen Unterrichts oder auch die regelmäßige Kontrolle der schriftlichen Ausbildungsnachweise dazu. Gerade bei jungen Menschen, die noch am Anfang Ihres Berufslebens stehen, nehmen die erzieherischen Aufgaben, wie etwa die Förderung und Entwicklung der Persönlichkeit zusätzliche Zeit in Anspruch.
Diese vielfältigen Aufgaben bringen unterschiedliche Rollen mit sich. Gegenüber Azubis übernehmen Sie die Funktion des Erziehers, der Beraterin, des Lehrers, der Mentorin, der Vorgesetzten, der Vertrauensperson, des Motivators oder Coaches.
Stellen Sie sich vor, einer Ihrer Auszubildenden kommt in letzter Zeit immer häufiger zu spät. Er wirkt immer müde und unkonzentriert. Bei der Erledigung seiner Aufgaben, schleichen sich immer mehr Fehler ein.
Hier ist es wichtig, dass Sie sich vor dem anstehenden Gesprächstermin Ihre Rolle als Vorgesetzter bewusstmachen und diese ausfüllen. Auch wenn das Vertrauen der Auszubildenden und ein kollegiales Miteinander wichtig ist, ist es dennoch in diesen Situationen unerlässlich, eine klare Haltung einzunehmen.
Natürlich kann es gerade am Anfang unkomfortabel sein, wenn Ihnen eine Person, mit der Sie sonst gut auskommen, wegen Ihrer klaren Worte grollt. Doch damit gilt es jetzt umzugehen, denn Unklarheit ist oft auch unfair.
Legen Sie klare Regeln fest und achten Sie auf die Einhaltung
Sobald die Grundlagen geklärt und die Regeln aufgestellt sind, können Sie durchaus Ihre Rolle wechseln und die Position des Mentors übernehmen. Sie können dann die Azubis unterstützen, Lösungen für den Alltag zu finden, um künftig pünktlich zu sein.
Ein Verständnis für die verschiedenen Rollen und Anforderungen ist übrigens auch für Ausbildungsbeauftragte wichtig, denn nur wer die verschiedenen Rollen kennt, kann Sie auch ausfüllen!