Aufgaben und Wünsche sind keine Ziele!
„Die Auszubildende soll Rechnungen schreiben.“ oder „Ich muss die Azubis nicht mehr auffordern, ihren Ausbildungsnachweis pünktlich vorzulegen.“ Das sind keine Ziele, sondern Aufgaben und Wünsche. Hier erfahren Sie, was den Unterschied macht und wie Sie gemeinsam mit Ihren Azubis Ziele künftig konkret formulieren, um diese besser zu erreichen.
1. Beschreiben Sie einen Zustand
Wenn wir Ziele definieren, verlieren wir uns viel zu häufig in den Aktivitäten und Schritten, die zum gewünschten Ergebnis führen sollen. Sinnvoller ist es, sich beim Formulieren von Zielen darauf zu konzentrieren, wie das Ergebnis aussehen soll. Definieren Sie gemeinsam mit Ihren Auszubildenden daher nicht den Weg, sondern den zu erreichenden Endzustand als Ziel.
2. Versetzen Sie sich mit den Azubis in die Zukunft
Um den im ersten Tipp beschriebenen Zustand zu erreichen, hilft es, wenn Sie Ihre Azubis dazu anregen, sich die Zukunft vorzustellen. Wie genau sieht es aus, wenn sie das Ziel erreicht haben? Und vor allem: Wie fühlen sich die Auszubildenden dabei? Diese hoffentlich positiven Gefühle dienen außerdem als Motivation.
3. Beschreiben Sie Ziele in der Gegenwartsform
Formulieren Sie gemeinsam Ziele, die so klingen, als wären sie bereits erreicht. Sätze mit: „Ich bin …“, „Ich mache …“, „Ich komme …“ sind Beispiele dafür. So vermeiden Sie Floskeln wie „irgendwann einmal“ und machen das Vorhaben konkret.
4. Formulieren Sie die Ziele positiv
„Ich komme nicht mehr zu spät!“ oder „Ab sofort bin ich pünktlich!“ – was denken Sie, ist klarer und motivierender, wenn Auszubildende unpünktlich sind? Der zweite, positiv formulierte Satz. Vermeiden Sie daher Verneinungen und versuchen Sie gemeinsam, negative Worte in positive umzudeuten, indem Sie zum Beispiel „zu spät“ durch „pünktlich“ ersetzen.
5. Vermeiden Sie Vergleiche
Verzichten Sie auf Begriffe wie „höher“, „niedriger“, „besser“ oder „mehr“. Dadurch werden die Ziele unkonkret. Definieren Sie sie stattdessen so präzise wie möglich.
6. Welche Schwierigkeiten können auftreten?
Nicht immer läuft alles wie geplant. Kleine und große Hürden können den Weg zum Ziel erschweren – vor allem, wenn dieses mit der Änderung von Gewohnheiten zu tun hat (zum Beispiel, wenn Azubis fortan pünktlich sein sollen).
Halten Sie Ihre Auszubildenden daher dazu an, Herausforderungen auf dem Weg zum realisierten Ziel selbst zu identifizieren. Gemeinsam können Sie dann Strategien entwickeln, die den Auszubildenden helfen, auf Kurs zu bleiben.
Für die Formulierung von Feinlernzielen gelten andere Regeln!
Lernziele legen fest, welche Qualifikation, unter welchen Bedingungen, bis zu welcher Tiefe erworben werden sollen. Die Basis für Ihre Lernziele sind im Ausbildungsrahmenplan verankert. Dort ist als Soll-Zustand beschrieben, was Auszubildende lernen sollen. Diese Zielvorgaben, lassen sich nach dem Grad ihrer Eindeutigkeit in Richtlernziele, Groblernziele und Feinlernziele einteilen.
Richtlernziele beschreiben die (Aus-) Richtung, in denen Lernen erfolgen soll. Sie bilden die übergeordnete Grundlage, an denen sich die Groblernziele orientieren und lassen Ausbilderinnen und Ausbildern daher einen großen Handlungs- und Entscheidungsspielraum. Richtlernziele sind meistens nur Schlagwörter, die nicht weiter mit sogenannten Tätigkeitswörtern verbunden sind.
Groblernziele werden aus den Richtlernzielen entwickelt und konkretisieren dieses. Es ist bereits eine Beschreibung des gewünschten Endverhaltens enthalten und darin definiert, dass Auszubildende zu etwas Bestimmten in der Lage sein sollen, wenn dieses Lernziel erreicht ist. Groblernziele sind im Ausbildungsrahmenplan zu finden.
Ausbilderinnen und Ausbilder haben die Aufgabe, die Groblernziele zu operationalisieren – das bedeutet, sie an betriebsspezifische Erfordernisse anzupassen. Feinlernziele werden aus dem Groblernziel abgeleitet und beschreiben das gewünschte (überprüfbare) Endverhalten nach erfolgreichem Lernen ganz konkret.
Ein Feinlernziel beschreibt das genaue Verhalten, welches Auszubildende am Ende der Ausbildungseinheit aufweisen sollen, und lässt dabei keinen Interpretationsspielraum bei der Zielerreichung zu.
Dieses Feinlernziel ist an betriebsspezifische Erfordernisse und die Auszubildenden anzupassen. Da sich die Ausbildungsordnungen nicht so schnell verändern, wie der technische Wandel fortschreitet, sind die Feinlernziele auch den technischen Veränderungen anzugleichen.