Nach dem Schulabschluss ist ein Ausbildungsplatz, selbst wenn es sich dabei um den Traumberuf handelt, ein neuer Abschnitt im Leben, der oft mit viel Ungewissheit für die Jugendlichen besetzt ist. Nicht selten ist das auch die Zeit, wo Auszubildende von zu Hause ausziehen und zum ersten Mal auf sich selbst gestellt sind. Wo sie aufgefordert werden, (vielleicht zum ersten Mal) selbständig zu sein und wie Erwachsene zu handeln. Das ist eine große Veränderung im Leben eines jedes Menschen.
Versetzen Sie sich als Ausbilderin oder Ausbilder doch einmal kurz in die Situation der jungen Menschen. Wie groß die Anforderung an die Jugendlichen dabei wirklich ist, erkennt man erst vollständig, wenn man in Betracht zieht, dass in diesem Alter das Gehirn meist noch nicht voll entwickelt ist.
Ganz besonders der Teil des Gehirns, der es uns in die Lage versetzt, mögliche Konsequenzen unseres Verhaltens vorherzusehen, hat noch Entwicklungspotential.
Es ist daher nicht weiter überraschend, dass es immer wieder passiert, dass Azubis zwar durch den Auswahlprozess gehen, den Ausbildungsvertrag unterschreiben, dann aber nicht zum Beginn ihrer Ausbildung erscheinen. Niemanden ist dabei geholfen. Dem Arbeitgeber fehlt eine Arbeitskraft; die Auszubildenden haben keine Ausbildungsstelle.
Bleiben Sie vor dem Ausbildungsstart in Kontakt
Zwischen der Unterschrift auf dem Ausbildungsvertrag und dem eigentlichen Beginn der Ausbildung liegt oftmals eine lange Zeit. Genug Zeit, dass sich Ungewissheit zu einer regelrechten Angst vor den Veränderungen, die Auszubildende erwarten, breitmachen kann.
Dem entgegenzuwirken, sollten sie als Ausbildungsbetrieb mit Ihren zukünftigen Auszubildenden regelmäßig in Kontakt bleiben – und zwar nicht nur beschränkt auf einen Anruf alle paar Wochen, wenn es etwas organisatorisches zu besprechen gibt. Hier dürfen Sie kreativ zu werden und sich Kontaktanlässe ausdenken, welche die Wartezeit überbrücken, und zugleich den Einstieg in die Arbeitswelt erleichtern.
Wie wäre es damit:
- Laden sie ihre zukünftigen Azubis für einen (Arbeits-) Tag ein
- Stellen Sie ihnen die neuen Kollegen/innen vor
- Lassen Sie sie andere Auszubildende begleiten und den Tages- und Arbeitsablauf kennenlernen
- Als teambildende Maßnahme eignet sich ein gemeinsamer Ausflug, wo nicht arbeitsbezogene Lösungen in gemeinsamer Teamarbeit gefunden werden müssen.
Nehmen Sie sich Zeit für ein herzliches Willkommen
Am ersten Ausbildungstag, nehmen Sie sich als Ausbilderin oder Ausbilder ausreichend Zeit die Auszubildenden willkommen zu heißen:
- Führen Sie die Auszubildenden durch den Betrieb
- Stellen Sie ihnen alle Kolleginnen und Kollegen mit Namen vor
- Versichern Sie sich (bereits vor dem ersten Ausbildungstag), dass die Arbeitsplätze sicher und einsatzbereit sind
Lassen Sie die Auszubildenden auch wissen, wer die jeweiligen Ansprechpartner im Unternehmen sind.
Wird der erste Arbeitstag als positiv empfunden, wird sich das auf die Motivation der gesamten Ausbildungszeit auswirken.
Mit dem ersten Arbeitstag ist es ähnlich wie mit dem ersten Eindruck: Es gibt keine zweite Chance, denn er kann nicht wiederholt werden.
Wenn also dieser erste Eindruck einmal negativ gefärbt ist, ist das nur sehr schwer wieder zu korrigieren. Wenn Sie von Beginn an die richtigen Weichen stellen, ersparen Sie sich unnötige Zeit eine vertrauensvolle und motivierende Basis im Nachhinein herzustellen.
Lassen Sie als Ausbilder ihren Azubi immer wissen, dass Sie ein offenes Ohr für ihn haben. Geben Sie ihm das Gefühl, dass Irren menschlich ist, dass wir alle Fehler machen. Kleine Probleme werden besser sofort besprochen, bevor daraus große Probleme werden.
Drei Jahre können mitunter eine lange Zeit sein. Es ist wahrscheinlich, dass das Ausbildungsverhältnis mit ihrem Azubi, wie jede andere Beziehung mit Menschen, Höhen und Tiefen erlebt.
Vielleicht werden sie sich hin und wieder die Haare raufen oder sehr kreativ werden müssen, um die Motivation in ihrem Azubi aufrecht zu erhalten. Letztlich kommt es immer darauf an, positives Verhalten zu verstärken.