Welche Aufgaben haben Ausbilderinnen und Ausbilder?

Die Rolle von Ausbilderinnen und Ausbildern in der beruflichen Bildung

Die Rolle von Ausbilderinnen und Ausbildern in Unternehmen ist vielschichtig und anspruchsvoll. Wer eine Berufsausbildung anbieten möchte oder selbst die Ausbildereignungsprüfung ablegen will, sollte die verschiedenen Verantwortungsbereiche genau kennen. Diese Aufgaben gehen weit über die reine Wissensvermittlung hinaus und umfassen pädagogische, erzieherische und rechtliche Aspekte.

Das Berufsbildungsgesetz (BBiG) regelt klar, welche Pflichten Ausbildende erfüllen müssen. Das übergeordnete Ziel ist es, den Auszubildenden berufliche Handlungsfähigkeit zu vermitteln. Sie sollen nach der Ausbildung eigenständig arbeiten können. Doch was bedeutet das konkret für den Ausbildungsalltag?

Ausbilderinnen und Ausbilder sind gleichzeitig Fachexperten, Pädagogen, Mentoren und Vorbilder. Diese Mehrfachrolle erfordert spezielle Kompetenzen und eine durchdachte Herangehensweise.

Fachkompetenzen zu vermitteln reicht alleine nicht aus

Die Hauptaufgabe von Ausbilderinnen und Ausbildern besteht darin, Auszubildende zur beruflichen Handlungsfähigkeit zu führen. Paragraph 14 des Berufsbildungsgesetzes fordert, dass die Ausbildung „planmäßig, zeitlich und sachlich gegliedert” durchgeführt wird.

Das bedeutet konkret: Auszubildende müssen lernen, Arbeitsabläufe selbstständig zu planen, durchzuführen und zu kontrollieren. Ausbilderinnen und Ausbilder vermitteln nicht nur theoretisches Wissen, sondern zeigen praktische Fertigkeiten und schaffen Lernsituationen, in denen Auszubildende eigenständig handeln können.

Die fachliche Kompetenz allein reicht jedoch nicht aus. Moderne Ausbildung erfordert didaktische Fähigkeiten: Wie erklärt man komplexe Sachverhalte verständlich? Wie motiviert man bei schwierigen Themen? Wie passt man das Lerntempo an individuelle Bedürfnisse an?

ausbildungsbeauftragte mit azubi in der aevo prüfung
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Auszubildende begleiten und Lernprozesse gestalten

Die Aufgaben von Ausbilderinnen und Ausbildern umfassen jedoch nicht nur die Vermittlung von Fachwissen. Sie agieren als Lernprozessbegleiter und müssen die individuellen Lernbedürfnisse ihrer Auszubildenden erkennen und darauf eingehen.

Dazu gehören:

Die sich schnell verändernde Arbeitswelt stellt neue Anforderungen an die pädagogischen Fähigkeiten von Ausbilderinnen und Ausbildern. Digitale Lernmethoden, flexible Arbeitsformen und neue Kommunikationswege erfordern angepasste Ausbildungskonzepte.

Fachliche und organisatorische Aufgaben

Ausbilderinnen und Ausbilder haben weiterhin eine Fürsorgepflicht. Sie müssen sich in angemessenem Rahmen um die Auszubildenden kümmern.

Gemäß Paragraf 15 des Berufsbildungsgesetzes müssen sie diese für die Teilnahme am Berufsschulunterricht und an Prüfungen freistellen. Ebenso sind Auszubildende für Ausbildungsmaßnahmen außerhalb der Ausbildungsstätte freizustellen.

Außerdem müssen Ausbildende Ausbildungsmittel kostenfrei zur Verfügung stellen.

aevo online newsletterNach Ende der Ausbildungszeit muss den Auszubildenden ein schriftliches Zeugnis ausgestellt werden. Dieses einfache Ausbildungszeugnis muss gemäß den gesetzlichen Bestimmungen mindestens Angaben über die Art, Dauer und das Ziel der Berufsausbildung sowie über die erworbenen beruflichen Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten der Auszubildenden enthalten.

Auf Verlangen der Auszubildenden ist ein qualifiziertes Zeugnis auszustellen, das auch Angaben zu Verhalten und Leistung enthält.

Die Auszubildenden sind angemessen zu vergüten. Dabei sind die Regelungen zur Mindestausbildungsvergütung zu beachten.

Auszubildende müssen einen elektronischen oder schriftlichen Ausbildungsnachweis führen. Ob der Nachweis digital oder schriftlich geführt wird, liegt im Ermessen des Ausbildungsbetriebs. Ausbilderinnen und Ausbilder müssen Auszubildenden die Möglichkeit geben, den Ausbildungsnachweis während der Arbeitszeiten zu führen.

Zu den Aufgaben von Ausbilderinnen und Ausbildern gehört auch die charakterliche Förderung der Auszubildenden. Da der Beginn der Ausbildung für viele junge Menschen der erste Kontakt mit der Arbeitswelt ist, übernehmen Ausbilderinnen und Ausbilder eine wichtige Vorbildrolle. Auszubildende werden sich vor allem in schwierigen Situationen an ihrem Verhalten orientieren. Falls Ihnen als Ausbilderin oder Ausbilder also Verhaltensweisen von Auszubildenden auffallen, die Ihnen nicht gefallen, oder wenn Ihnen deren Einstellung zum Unternehmen nicht zusagt, ist es ratsam, zunächst Ihre eigenen Sicht- und Verhaltensweisen zu überprüfen. Es ist gut möglich, dass die Auszubildenden Ihnen lediglich widerspiegeln, was sie in Ihrem Verhalten wahrgenommen haben. Dabei sind nicht nur Ihre Aussagen relevant, sondern auch die nonverbale Kommunikation spielt eine wichtige Rolle. Durch Ihr Vorbild lernen Auszubildende die Regeln des Unternehmens und akzeptierte Verhaltensweisen kennen.

Außerdem bietet es sich an, engen Kontakt zur Berufsschule zu pflegen. So können Sie sich über die Leistungen und die Anwesenheit der Auszubildenden informieren. Wenn es sich um minderjährige Auszubildende handelt, kann ein guter Kontakt und ein vertrauensvolles Verhältnis zu den Erziehungsberechtigten ebenfalls sinnvoll sein.

Qualifikationsanforderungen und Ausbildereignung

Die Qualität der betrieblichen Ausbildung hängt wesentlich von der Qualifikation der Ausbilderinnen und Ausbilder ab. Das Berufsbildungsgesetz und die Ausbilder-Eignungsverordnung (AEVO) regeln die notwendigen Voraussetzungen.

Ausbilderinnen und Ausbilder müssen sowohl fachliche als auch persönlich geeignet sein. Die Vorbereitung auf die Ausbildereignungsprüfung vermittelt die Grundlagen für die Ausbildertätigkeit.

Vorbereitungskurse auf die Ausbildereignungsprüfung behandeln vier Handlungsfelder:

Erfolgreiche Ausbildung als Unternehmensstrategie

Die Aufgaben von Ausbilderinnen und Ausbildern sind komplex und anspruchsvoll. Sie vereinen fachliche Expertise, pädagogische Kompetenz und menschliche Betreuung. Unternehmen, die erfolgreich ausbilden wollen, sollten ihre ausbildenden Personen entsprechend qualifizieren und unterstützen.

Die Investition in gut ausgebildete Ausbilderinnen und Ausbilder zahlt sich langfristig aus: Qualitativ hochwertige Ausbildung führt zu kompetenten Fachkräften, die dem Unternehmen treu bleiben. Gleichzeitig erfüllen Unternehmen ihre gesellschaftliche Verantwortung bei der Nachwuchsförderung.

Wer die Ausbildereignungsprüfung ablegen will, sollte sich bewusst machen: Die Ausbildertätigkeit ist eine verantwortungsvolle Aufgabe, die weit über die reine Wissensvermittlung hinausgeht. Sie gestaltet die berufliche Zukunft junger Menschen und trägt zur Fachkräftesicherung bei.

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