Warum die Probezeit so wichtig ist
Schon Wilhelm Busch wusste es: „Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich nicht was Bess’res findet.” Als er mit diesem Ausspruch zitiert wurde, hatte er sicherlich nicht die betriebliche Ausbildung im Sinn. Dennoch können drei Jahre Ausbildungszeit sehr lang werden. Für beide Seiten. Es ist also durchaus sinnvoll, im Vorfeld zu prüfen, wie erfolgversprechend die Zusammenarbeit werden wird. Nicht umsonst schreibt der Gesetzgeber eine Probezeit in Ausbildungsverhältnissen vor.
Diese ist in Paragraf 20 BBiG geregelt. Sie darf zwischen einem und vier Monaten betragen, wobei die vier Monate typischerweise ausgeschöpft werden sollten. In dieser Zeit können sich Auszubildende und Ausbildende kennenlernen und feststellen, ob der Ausbildungsberuf und der Ausbildungsbetrieb zu den Auszubildenden passen. Innerhalb der Probezeit ist eine Kündigung jederzeit ohne Angabe von Gründen und ohne Einhaltung einer Frist möglich.
Aus diesem Grund sollten Sie die Probezeit ernst nehmen und sie dazu nutzen, um für sich zu entscheiden, ob die Auszubildenden das Ausbildungsziel erreichen können und in das Unternehmen passen.
Denken Sie daran, den Ablauf der Probezeit genau im Blick zu behalten und die Entscheidung über die Fortführung des Ausbildungsverhältnisses nicht auf den letzten Drücker hinauszuschieben.
Die Probezeit aktiv gestalten
Selbstverständlich müssen sich Auszubildende erst einmal an die veränderte Situation gewöhnen. Der betriebliche Alltag stellt sie in vielerlei Hinsicht vor verschiedene Herausforderungen: Die ungewohnte körperliche Belastung, das frühe Aufstehen oder die Forderung, getroffene Vereinbarungen einzuhalten, sind nur einige Beispiele.
Doch auch wenn vieles für Auszubildende noch neu ist, sollten Sie bereits zu Beginn der Ausbildung darauf achten, wie sie die von Ihnen gestellten Arbeitsaufgaben umsetzen und wie sie Ihre Anweisungen annehmen. Integrieren Sie die Auszubildenden von Anfang an in den Betriebsablauf. Das bedeutet, dass sie die gleichen Aufgaben übernehmen (zum Beispiel den Pausenraum aufräumen) und die gleichen Regeln einhalten müssen wie alle anderen Auszubildenden in den fortgeschrittenen Ausbildungsjahren.
Orientierung durch regelmäßige Rückmeldung
Geben Sie den Auszubildenden die Möglichkeit, ehrliches Feedback zu ihren Leistungen und ihrem Verhalten zu erhalten. Gerade Jugendliche, die bislang noch nie mit der Arbeitswelt in Kontakt gekommen sind, wissen mitunter gar nicht, was von ihnen erwartet wird und welches Verhalten in den verschiedenen Situationen angebracht ist.
Folglich ist es sinnvoll, in der Probezeit drei bis vier Gespräche in regelmäßigen Abständen zu führen. So haben Sie die Möglichkeit, gute Leistungen zu würdigen und sachliche Kritik zu äußern. In Verbindung mit getroffenen Zielvereinbarungen, die Sie fortlaufend überprüfen, können Sie die Entwicklung der Auszubildenden ganz einfach nachverfolgen.
Lassen Sie sich dabei von Anfangserfolgen ebenso wenig beeindrucken wie von nicht optimalem Verhalten verunsichern. Wichtig ist, die gesamte Entwicklung der Auszubildenden zu betrachten und sich nicht nur an Momentaufnahmen zu orientieren.
Ihre Entscheidung, ob das Ausbildungsverhältnis über die Probezeit hinaus fortgesetzt werden soll, sollten Sie nicht voreilig treffen. Nehmen Sie sich die Zeit, die Ihnen für diese Entscheidung zur Verfügung steht.
Hilfreiche Fragen zur Einschätzung
- Zeigen die Auszubildenden Interesse an ihrem Ausbildungsberuf und am Unternehmen?
- Wie verhalten sie sich, wenn ihnen neue Lerninhalte vermittelt werden?
- Zeigen sie Interesse und versuchen sie, das Gelernte umzusetzen?
- Stellen sie Fragen, wenn sie etwas nicht verstanden haben? Welche Fragen stellen sie?
- Wie reagieren die Auszubildenden auf Arbeitsanweisungen?
- Geben sie sich Mühe, die Aufgaben sorgfältig und gewissenhaft auszuführen?
- Wie ist das Verhältnis zu den ausbildenden Personen und zu Kolleginnen und Kollegen?
- Legen die Auszubildenden in den vereinbarten Abständen ihren Ausbildungsnachweis vor? Wie ist dieser geführt?
- Sind die Auszubildenden sowohl im Ausbildungsbetrieb als auch in der Berufsschule pünktlich und zuverlässig? Aus welchen Gründen war das nicht der Fall?
Berücksichtigen Sie das Verhalten und die Leistungen in der Berufsschule
In vielerlei Hinsicht ist es während der gesamten Ausbildungszeit von Vorteil, einen guten Kontakt zur Berufsschule zu pflegen. Gerade zu Beginn der Ausbildung haben Sie jedoch noch kein Zeugnis, das Auskunft über die schulischen Leistungen der Auszubildenden gibt. Es kann daher nützlich sein, das Gespräch zu suchen, um eine Einschätzung zu erhalten.
Es kommt immer wieder vor, dass sich Auszubildende im Unternehmen vorbildlich verhalten, in der Berufsschule jedoch häufiger zu spät kommen, unentschuldigt fehlen oder auf andere Weise auffallen.
Eines sollten Sie während der Probezeit nicht vergessen: Auch die Auszubildenden können in dieser Zeit überprüfen, ob sie die Ausbildung wirklich in Ihrem Unternehmen abschließen möchten.
Gerade für Auszubildende mit guten Voraussetzungen für den Ausbildungsberuf ist es in der Regel kein Problem, den Ausbildungsbetrieb zu wechseln, wenn ihre Anforderungen nicht erfüllt werden. Es ist also auch in diesem Fall ein Geben und Nehmen.
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